Für Mychailo Romanjuk†
Jablonska straße. fahre ich weiter, komme ich auf
mlechnyy put*, sang mychailo oder myschka**,
der mann auf dem fahrrad & olexander, sein freund,
unterwegs den verletzten vater in irpin zu besuchen.
500 meter vorm krankenhaus fielen die schüsse.
28 tage blieb myschkas leiche auf dem bürgersteig
liegen, unter dem fahrrad. die räder drehten sich von
selbst am anfang, dann verging ihnen die lust oder
der rauch/geruch fiel in die speichen. das fahrrad
wollte nicht richtung milchstraße fahren ohne myschka,
den mann auf dem fahrrad. er hat es geliebt zu
singen beim fahrradfahren, & ja, manchmal fuhr er
schlangenlinien von jablonska straße auf die
jaremtschuka straße, & ja, gerne trank er mal einen
über den durst nach milch, dem apfelwein & nach
dem polarstern, des kleinen bären melancholie.
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*Russ. Milchstraße
*Russ. Kleiner Bär
wie heißt du, fragte die rakete ein
vierjähriges mädchen, unterwegs mit
dem kinderwagen und der mama.
wo wohnst du, fragte die rakete das
down-syndrom kind. winnyzja, sagte
das mädchen & ich wohne zu hause.
was für ein schöner name, sagte die
rakete. das „haus der offiziere“, sagte
die mutter, ist unser zweites zuhause,
es ist ein konzertsaal, wo man singt & tanzt.
die rakete hörte die letzten silben nicht,
sie war zu schnell für worte, sie hatte das
militärisches objekt im auge. die mutter
konnte nicht auf einem bein tanzen & ein
chromosom fehlte ihr seitdem in winnyzja,
einer stadt, mit einem schönen mädchennamen.
Saharasand trübte den himmel,
auch die erde wischte den staub
von autos, augenwimpern, fenster
sims. der himmel verdunkelte sich
wie in der bibel: die sonne – schwarz
wie ein härener sack & der mond <
blutrot im vollen gesicht. die pferde
der apokalypse im huffenstakatto.
ein junge fragt seinen vater bei den
abendnachrichten: ist es der atom
krieg in österreich aus der ukraine?